1946-1969 | Spätwerk

Das Spätwerk gründet sich auf die Selbstbefreiung vom kunsthistorischen Eklektizismus. Dix wirft 1944/45 den „Renaissancekram über Bord“ und wendet sich wieder der Primamalerei und expressiver Ausdruckssteigerung zu. Diese „neue Art von Sehen“ entlädt sich nach der Kriegsgefangenschaft in explosiver Produktivität (bis 1949: 150 Gemälde und über 200 Pastelle). Dix entwickelt einen neoexpressionistischen Verismus von expliziter Aussage- und Stilschärfe. In der Vergegenwärtigung christlicher Ikonografie findet er zu aktuellen Sinnbildern von Schuld und Sühne. Das zentrale Interesse der letzten zwei Lebensjahrzehnte gilt weiterhin dem (Selbst-)Porträt, daneben: religiöses Sujet und bäuerliches Genre, Kinder und Tiere, Stilleben und Landschaft. Nach 1948 wird die Druckgrafik zum sicheren Ausdrucksmittel. Das umfangreiche lithografische Spätwerk entsteht vor allem in Dresden (ehemalige DDR). Im ausdauernden Pendeln über eine Staatsgrenze und zwei Staatskünste hinweg – „Ich mal’ weder für die noch für die. Tut mir leid.“ (1963) – avanciert Dix zum exemplarischen deutsch-deutschen Künstler.

Gemälde Zeichnung Lithographie