Korrespondenzen (im Aufbau)
Briefe von Otto Dix an Kurt Günther, um 1919
Kurt Günther (1893-1955) stammt wie Dix aus Gera. Beide kamen sich in der gemeinsamen Studienzeit an der Dresdener Kunstakademie näher. Seit 1926 wieder in Gera ansässig, avancierte Günther zu Thüringens bedeutendsten Veristen – Dix machte währenddessen Karriere in Berlin.
[veröffentlicht in: Diether Schmidt, Otto Dix im Selbstbildnis, Berlin 1981, S. 200]
undatierter Brief, um 1919

Mein lieber Günther! Vor lauter Arbeit bin ich bis heute noch nicht dazu gekommen, um Ihnen etwas ausführlicher zu schreiben. Ich habe zwei größere Gemälde angefangen, die ich ausstelle, sobald sie fertig sind. Eine „Leda“ und „Weib mit Fruchtschale“. Die Ideen trage ich schon seit 5 Jahren mit mir herum und habe die Themen öfter graphisch dargestellt. – Wir, die radikalen Dresdener, haben eine Sezession gegründet, die unter dem Namen 1919 geht. Nächstes Jahr sind wir Gruppe 1920 und s. w. Es gehören alle Leute dazu, die in Dresden als Expressionisten etwas zu geben haben. Wir erhalten Ausstellungsräume bei Richter und veranstalten im April unsere erste große Ausstellung, die wird natürlich mit größtem Bombast (Doppelnummer der „Neuen Blätter für Kunst“, Zeitungspropaganda usw.) eingeleitet. Darauf geht diese Ausstellung geschlossen nach Hannover. Zehder, der Schriftleiter der „Neuen Blätter“, ist auch dabei, ein sehr angenehmer temperamentvoller Kerl, der außerordentlichen Unternehmungsgeist besitzt. Vom Kunstverein erhielt ich den Auftrag, für die Februarausstellung das Plakat zu machen, natürlich expressionistisch, wenn auch etwas gemäßigt (für meine Begriffe). Morgen klebt es schon an allen Ecken und Enden Dresdens...